Blutegeltherapie
Für seine heilende Wirkung ist der Blutegel schon lange Zeit bekannt. Die ersten Aufzeichnungen bezüglich des Einsatzes von Blutegeln in der Medizin stammen aus dem Zeitraum 1500 vor Christi. In ihren Keilschriften erwähnten bereits die Babylonier den medizinischen Einsatz von Blutegeln zur Behandlung von Menschen.
Im Laufe der Zeit wurde die Blutegeltherapie immer populärer. Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Blutegel durch den starken Verbrauch vom Aussterben bedroht. Heute stellt die zunehmende Umweltverschmutzung eine weitere Gefahr für die Blutegel dar. Blutegel besiedeln nur reines Wasser, dadurch sind die natürlichen Lebensräume für den Blutegel heute sehr begrenzt. Deutsche Blutegel und der Ungarnegel werden seit 1949 wieder gezüchtet und in Teichen gehalten, die der Lebensweise der Tiere angepasst sind.
Blutegel sind Zwitter, zählen zu den Ringelwürmern (Annelida) und gelten als höher entwickelte Verwandte der Regenwürmer. In der Therapie wird der medizinische Blutegel (Hirudo Medicinalis) eingesetzt.
Durch den Biss des Blutegels wird die Saliva (Blutegelspeichel) abgegeben. Er enthält ca. 40 verschiedene Substanzen. Die wichtigsten davon sind
– Hirudin (sorgt für die Hemmung der Blutgerinnung während des ca. einstündigen Saugaktes).
– Calin (bewirkt im Anschluss an das Hirudin die etwa 12 Stunden dauernde Reinigung der Wunde durch nachbluten, es kommt zu dem bekannten, sanften Aderlass).
Die Hauptwirkung der Saliva sind gerinnungshemmend, entzündungshemmend, krampflösend, schmerzlindernd und durchblutungsfördernd. Bei der durchblutungsfördernden Wirkung wird die Fließeigenschaft von Blut und Lymphe angeregt, dadurch entstaut sich das lokale Gewebe, was eine entschlackende und entgiftende Wirkung hat.
Anwendungsbereiche:
– Akute Rehe
– Fesselträgerentzündung
– Arthritis
– Arthrose
– Spat
– Schale
– Abszesse
– Sehnenentzündungen (Tendinitis)
– Gelenkgallen
– Schleimbeutelentzündung (Bursitis)
– Hufrollenerkrankungen (Podotrochlose)
– Furunkel/Karbunkel
– Blutergüsse (Hämatome)
– Wirbelsäulenerkrankungen (Kissing Spins)
– Satteldruck
– Schlecht heilende Wunden
Kontraindikationen:
– Gerinnungsstörung – gerinnungshemmende Medikamente
– Blutkrankheiten
– Diabetes mellitus
– Arterielle Verschlusskrankheit
– Ausgeprägte Anämie (Blutarmut)
– Schlechter Allgemeinzustand
– Trächtige Tiere
Mögliche Reaktionen auf die Behandlung:
– Schwellung im Bereich der Bissstelle
– Juckreiz im Bereich der Bissstelle
– Allergische Reaktion
– Abgeschlagenheit
– Nachbluten bis zu 12 Stunden